Die TSV Hannover-Burgdorf hat in einem spannenden Duell bei den Rhein-Neckar Löwen einen knappen 36:35-Auswärtssieg errungen und dabei über die gesamte Spielzeit hinweg nicht einmal in Rückstand gelegen. Nach einer torreichen ersten Halbzeit führten die Niedersachsen zur Pause mit 21:16, machten es jedoch im zweiten Durchgang noch einmal spannend. Dank des Erfolgs sowie der überraschend deutlichen Niederlage der MT Melsungen beim HSV Hamburg klettert die Mannschaft von Trainer Christian Prokop zumindest bis zum morgigen Abend auf den ersten Tabellenplatz der stärksten Handball-Liga der Welt.
Bereits die Anfangsphase der Partie gestaltete sich intensiv. Die RECKEN lagen bis zum 6:6-Ausgleichstreffer der Mannheimer nach acht Minuten stets mit einem Tor in Führung. Besonders Renars Uscins und Thomas Solstad zeigten sich mit jeweils zwei Toren in der frühen Phase des Spiels treffsicher. In der zehnten Minute erzielte Vincent Büchner schließlich die erste Zwei-Tore-Führung für die Gäste (8:6). Kurz darauf rückten die Unparteiischen Loppaschewski/Blümel in den Mittelpunkt: Innerhalb von zwölf Sekunden nutzten sie zweimal den Videobeweis und sprachen zunächst eine Zwei-Minuten-Strafe gegen Hannes Feise aus. Wenige Augenblicke später sah Mittelmann Marian Michalczik die Rote Karte, nachdem er seinen eigenen Mitspieler Justus Fischer in den angreifenden Jon Lindenchrone schubste. Trotz doppelter Unterzahl blieben die RECKEN wach und setzten sogar Akzente: Vincent Büchner erkämpfte sich den Ball in der Defensive und verwandelte den Steal eiskalt – kurz darauf tat es ihm Feise gleich. Die Folge: Eine 12:8-Führung für die TSV Hannover-Burgdorf nach 16 Spielminuten. Dies veranlasste Löwen-Coach Sebastian Hinze zu einer Auszeit, nach der sein Team binnen der nächsten sechs Minuten auf 15:14 herankam. Doch die Niedersachsen zeigten sich unbeeindruckt und legten mit einem 5:0-Lauf nach, der ihnen eine komfortable 20:14-Führung in der 27. Minute bescherte. Zur Halbzeitpause stand es schließlich 21:16 für die Gäste.
Mit Wiederbeginn wechselten die Rhein-Neckar Löwen den Torhüter: Für David Späth stand nun Mikael Appelgren zwischen den Pfosten und konnte sich direkt mit einer Parade auszeichnen. Dennoch hielten die RECKEN zunächst ihre Führung und verteidigten konsequent. Tilen Strmljan, der nach Michalcziks Platzverweis die Spielsteuerung übernahm, erzielte wichtige Treffer im zweiten Durchgang und sorgte mit seinem Tor zum 26:22 nach 37:35 Minuten dafür, dass die Niedersachsen weiterhin bis zu diesem Zeitpunkt einen Vorsprung von vier Toren behielten. Kurz darauf rückten die Mannheimer bis auf zwei Tore heran, woraufhin Trainer Christian Prokop nach nicht einmal zehn Minuten im zweiten Durchgang eine Auszeit nahm. Direkt danach scheiterte Marius Steinhauser per Siebenmeter, während auf der Gegenseite erneut der Videobeweis zum Einsatz kam: Nach Michalczik sah auch Lukas Stutzke die Rote Karte. Das Spiel war nun völlig offen – die Baden-Württemberger verkürzten beim 26:25 und 27:26 jeweils auf einen Treffer Rückstand. Doch die RECKEN fanden Antworten: Justus Fischer stellte nach 43 Minuten auf 28:26, und der mittlerweile eingewechselte Simon Gade setzte mit einer entscheidenden Parade ein Ausrufezeichen. Die Partie wurde nun zunehmend hitziger. Halil Jaganjac erhielt wegen wiederholter Missachtung der Abstandsregel eine Zwei-Minuten-Strafe, wenig später folgte Jannik Kohlbacher nach Videobeweis ebenfalls auf die Strafbank mit einer Zwei-Minuten-Strafe. Dennoch hielten die RECKEN ihre Führung und bauten sie durch Fischer, nach starkem Zuspiel von Strmljan, auf 32:29 aus. Doch die Löwen blieben dran: Dank einer guten Abwehr und den zurückgekehrten David Späth verkürzte Kapitän Patrick Groetzki acht Minuten vor dem Ende auf 32:31. Nun war klar: Die Schlussphase würde über den Ausgang des Spiels entscheiden. Die TSV Hannover-Burgdorf zeigte sich nervenstark – Thomas Solstad traf zum 34:31 bei noch etwas mehr als fünf Minuten auf der Uhr. Den Drei-Tore-Vorsprung sicherte Vlad Kulesh mit einem wuchtigen Wurf zum 36:33. Doch die Löwen gaben nicht auf: 67 Sekunden vor Abpfiff kämpften sie sich beim 36:35 bis auf ein Tor heran. Die RECKEN versuchten, ihren letzten Angriff clever auszuspielen, scheiterten jedoch an David Späth, der zehn Sekunden vor der Schlusssirene das Spiel schnell machte. Sein Pass erreichte Juri Knorr, der seinen Kreisläufer bedienen wollte – doch Martin Hanne fing den Ball ab. Was folgte war grenzenloser Jubel bei den RECKEN und zwei wichtige Auswärtspunkte.
„Ich finde, dass wir verdient gewinnen. Von Anfang an gehen wir ein hohes Tempo, finden vor allem im Angriff sehr gute Lösungen und spielen eine ganz starke erste Halbzeit. Wir bekommen in der zweiten Halbzeit gefühlt vier bis fünf Abpraller gegen uns, die Kohli oder Juri vor die Füße fallen oder Bälle, die Juri stark im Zeitspiel verwertet. Wir führen dann mit zwei bis drei Toren, könnten uns das Leben aber ein Stück weit einfacher machen – das gelingt uns nicht. Und dann kommt es natürlich, wie es kommen muss: eine extrem spannende Schlussphase, in der wir auf die Freiwurfqualität von Vlad Kulesh und natürlich auch auf ein bisschen Spielglück angewiesen sind. Es war eine moralisch ganz starke Leistung und eine starke Leistung von Tilen Strmljan, den, glaube ich, viele nicht mehr auf dem Zettel hatten“, äußert sich Christian Prokop auf der Pressekonferenz nach dem Bundesligaspiel.
DIE RECKEN: Simon Gade, Joel Birlehm, Renars Uscins (6), Marius Steinhauser (8), Marian Michalczik, Uladzislau Kulesh (1), Tilen Strmljan (3), Lukas Stutzke (3), Martin Hanne (4), Thomas Solstad (3), Johannes Thiel, Justus Fischer (4), Hannes Feise (1), Daniel Weber, Koray Ayar, Vincent Büchner (3)
Lange müssen sich die RECKEN-Fans nicht gedulden, bis die nächste Begegnung in der stärksten Liga der Welt stattfindet. Bereits am kommenden Donnerstag, 27. März, empfängt die TSV Hannover-Burgdorf um 19:00 Uhr die SG BBM Bietigheim zum 24. Spieltag in der heimischen Arena. Besonders spannend wird das Wiedersehen mit Iker Romero, dem aktuellen Cheftrainer der Bietigheimer, der von 2017 bis 2021 als Co-Trainer unter dem damaligen RECKEN-Trainer Carlos Ortega sowie als A-Jugendtrainer in der RECKEN-Schmiede tätig war. Auch das darauffolgende Spiel in der Daikin Handball-Bundesliga am 6. April gegen FRISCH AUF! Göppingen ist ebenfalls ein Heimspiel. Anpfiff in der RECKEN-Festung ist am Sonntag, den 6. April, um 16:30 Uhr. Tickets für beide Begegnungen sowie die Dauerkarten für die Saison 2024/25 sind im Online-Ticketshop erhältlich.