Vor ausverkaufter Kulisse von 6.600 Zuschauern in der Magdeburger GETEC-Arena herrschte bereits vor Spielbeginn eine elektrisierende Atmosphäre. Für besondere Euphorie sorgte die Bekanntgabe der Vertragsverlängerung von Omar Ingi Magnusson unmittelbar vor dem Anpfiff. Sportlich lief es für die TSV Hannover-Burgdorf weniger erfreulich: Bereits zur Halbzeit lagen die RECKEN mit 13:17 zurück. Am Ende unterlagen sie im zweiten Spitzenspiel innerhalb von drei Tagen dem SC Magdeburg mit 28:34. Bester Torschütze der Gäste war Justus Fischer mit acht Treffern.
Ähnlich wie bereits in der Freitagabendpartie gegen die MT Melsungen erwischte die TSV Hannover-Burgdorf auch im Duell mit dem SC Magdeburg keinen idealen Start. Der spanische Nationaltorhüter Sergey Hernandez im Tor der Gastgeber parierte die ersten drei Würfe auf seinen Kasten souverän. Nach nur 2:06 Minuten stand es aus Sicht der RECKEN bereits 0:3. Cheftrainer Christian Prokop und sein Trainerteam entschieden sich, in der Anfangsphase mit dem taktischen Mittel des „Sieben gegen Sechs“ zu agieren – nicht zuletzt, um Kreisläufer Thomas Solstad auf der defensiv anspruchsvollen, bankfernen Halbposition einsetzen zu können. Eine frühe Zwei-Minuten-Strafe gegen Renars Uscins (3:42 Minuten) brachte den Spielfluss der Niedersachsen jedoch keineswegs ins Wanken – im Gegenteil: In Unterzahl parierte Simon Gade stark. Justus Fischer erzielte den ersten Treffer zum 1:3, kurz darauf eroberte Vincent Büchner in der Abwehr den Ball und verkürzte im Tempogegenstoß auf 2:3. Nachdem Gisli Kristjánsson per Siebenmeter auf 2:4 für den SCM erhöhte, sorgte Lukas Stutzke mit einer sehenswerten Defensivaktion im Stile von Rune Dahmke (EM 2018 gegen Dänemark) dafür, dass ein sicher geglaubter Gegentreffer vereitelt wurde. Diese Szene schien als Weckruf für die RECKEN zu wirken: Uscins, Fischer und erneut Büchner brachten die Gäste aus Niedersachsen nach 10:22 Minuten erstmals in Führung – begünstigt durch weitere Paraden von Simon Gade. SCM-Coach Bennet Wiegert reagierte mit einer frühen Auszeit (11:40 Minuten). Anschließend bot sich Uscins beim Stand von 5:5 die Chance, sein Team per Siebenmeter erneut in Führung zu bringen. Aus Sicht der Hannoveraner besonders bitter: Auch seinen zweiten Siebenmeter dieser Partie konnte Uscins nicht verwandeln – zuvor war bereits Steinhauser vom Punkt gescheitert. Insgesamt fanden drei Strafwürfe in der frühen Phase des Spiels nicht den Weg ins Magdeburger Tor. Stattdessen ging der SCM wieder mit zwei Toren in Führung (5:7), baute diese zeitweise sogar auf drei Treffer aus (7:10, 8:11, 9:12, 10:13). Nach rund 23 Minuten vergab Magnusson einen Siebenmeter an die Latte. Doch auch eine Auszeit von Christian Prokop beim Stand von 10:14 (24:33 Minuten) brachte zunächst keine entscheidende Wende. Bis zur Halbzeitpause gelang es den RECKEN nicht, den Rückstand auf weniger als drei Tore zu verkürzen. Immerhin sorgte der junge Daniel Weber mit seinem Treffer zum zwischenzeitlichen 13:16 für ein positives Ausrufezeichen. Zur Halbzeit lautete der Spielstand schließlich 13:17 aus Sicht der TSV Hannover-Burgdorf.
Der zweite Durchgang begann mit Paraden beider Torhüter – sowohl Gade als auch Hernandez hielten jeweils den ersten Abschluss des Gegners. Wie bereits im ersten Abschnitt mussten die RECKEN früh in Unterzahl agieren: Steinhauser wurde bereits nach 48 Sekunden mit einer Zwei-Minuten-Strafe belegt, nachdem er sich zu heftig über eine Entscheidung der Schiedsrichter beschwert hatte. In der Folge fanden beide Mannschaften zunächst keinen Rhythmus im Angriffsspiel. Es dauerte bis zur 32. Minute, ehe Daniel Pettersson den Torreigen in der zweiten Halbzeit eröffnete. Sein Treffer zum 13:18 fiel in doppelter Überzahl, da Büchner nach einem Kopftreffer gegen Hernandez ebenfalls für zwei Minuten vom Feld musste. Fischer verkürzte per Siebenmeter auf 14:18 (32:43), scheiterte jedoch wenig später vom Siebenmeterstrich an Hernandez. Beim Stand von 15:21 (36:17) und einem Rückstand von sechs Toren nahm Trainer Christian Prokop seine erste Auszeit der zweiten Hälfte. Steinhauser zeigte sich anschließend vom Siebenmeterpunkt sicherer und erzielte das 16:21, musste jedoch kurz darauf erneut für zwei Minuten vom Feld (38:20). Bereits zuvor hatte auch Kristjánsson eine Zeitstrafe erhalten, nachdem er Uscins am Hals getroffen hatte (37:52). In einem Spiel, das von zahlreichen Strafwürfen geprägt war, traf Weber für die TSV per Gegendreher vom Strich zum 17:21 – zu diesem Zeitpunkt waren noch keine 40 Minuten gespielt. Prokop setzte weiterhin auf das Spiel im Sieben-gegen-Sechs, doch in der 44. Minute nutzte Hernandez die Gelegenheit, ins verwaiste Tor der RECKEN zum 19:25 zu treffen und den Vorsprung weiter auszubauen. Dieser Sechs-Tore-Vorsprung hatte auch beim 20:26 durch Magnus Saugstrup, ebenfalls ein Treffer ins leere Tor, Bestand. Die Gäste aus Niedersachsen schöpften jedoch noch einmal Hoffnung, als Fischer auf 23:26 verkürzte, bei noch knapp 12 Minuten auf der Uhr. Doch Magdeburg ließ sich nicht beirren und zog erneut auf fünf Tore davon (23:28, etwa zehn Minuten vor dem Ende). Weber vergab zuvor einen Siebenmeter, den fünften der Gäste in der Begegnung. Ein Doppelpack von Hannes Feise, der mit vier Treffern bei 100 % Wurfquote überzeugte, brachte die RECKEN nochmals heran. Spätestens mit Webers Treffer zum 26:28 (52:22) keimte echte Hoffnung auf – die Halle wurde plötzlich still, obwohl sie zuvor lautstark hinter dem Heimteam stand. Eine Zwei-Minuten-Strafe gegen Vilhelm Poulsen nach VAR-Überprüfung nahm den Hannoveranern jedoch erneut den Wind aus den Segeln. Kurz darauf stellte Albin Lagergren mit dem 26:30 (knapp fünf Minuten vor Schluss) die Weichen endgültig auf Heimsieg. Nach einer weiteren Auszeit von Prokop (56:06) glänzte Gade zwar noch einmal mit einer Parade – insgesamt kam er auf neun gehaltene Bälle –, doch der folgende Angriff blieb erfolglos. Antonio Serradilla nutzte die Chance, eroberte den Ball und erzielte in der 57. Minute das entscheidende 27:32. Am Ende gewinnt der SC Magdeburg verdient, vor allem dank einer starken Leistung von Torhüter Sergey Hernandez, der insgesamt 16 Paraden verzeichnete, mit 28:34.
Auf der anschließenden Pressekonferenz äußert sich Prokop wie folgt: „Es war von Beginn an intensiv – in einer ganz tollen Atmosphäre. Aber wir sind natürlich heute sehr unzufrieden. Das haben wir uns vom Start weg anders vorgestellt. Wir wollten das Ergebnis ein Stück weit auf unsere Seite ziehen, haben aber, was die Siebenmeterquote und die Quote von Außen in der Nahwurfdistanz angeht, gerade in der ersten Viertelstunde total geschludert. Wir lassen uns dann ein bisschen auseinanderdividieren, meckern zu viel und lassen uns von einer sehr tollen und aggressiven Atmosphäre auch ein bisschen reizen, sodass wir nicht richtig zu unserem Spiel finden. Wir geben uns aber nicht auf. Ich bin, trotz ein paar Schnitzern, über weite Strecken auch mit der Abwehrarbeit und der Intensität zufrieden. Simon Garde war mit ein paar richtig guten Paraden dabei, auch in Halbzeit zwei, sodass wir noch einmal auf 26:28 stellen können. Wir wussten natürlich, dass wir Magdeburg permanent unter Druck setzen wollten und eventuell auf ein Tor Rückstand oder im besten Fall auf ein Unentschieden rankommen könnten. Dann gab es aber eine Zeitstrafe und dann bricht es hinten raus weg. Am Ende haben wir zu viel verworfen und vielleicht auch ein Stück weit zu lange 7 gegen 6 gespielt.“
DIE RECKEN: Simon Gade, Joel Birlehm, Vilhelm Poulsen (2), Renars Uscins (2), Marius Steinhauser (2), Marian Michalczik (1), Uladzislau Kulesh (4), Tilen Strmljan, Lukas Stutzke, Martin Hanne, Thomas Solstad, Justus Fischer (8), Hannes Feise (4), Daniel Weber (3), Koray Ayar, Vincent Büchner (2)
Aufgrund des Final Four der European League finden am kommenden Wochenende nur wenige Partien in der Daikin Handball-Bundesliga statt. Für die TSV Hannover-Burgdorf geht es in der darauffolgenden Woche weiter: Am Mittwoch, den 28. Mai, steht das vorletzte Heimspiel der Saison an. Um 19:00 Uhr trifft die Mannschaft um Kapitän Marius Steinhauser in der RECKEN-Festung auf den 1. VfL Potsdam. Tickets für das Spiel sind momentan noch im Online-Ticketshop sowie an allen bekannten Vorverkaufsstellen erhältlich.