Am Ende sollte der ganz große Wurf für die RECKEN-Spieler nicht gelingen. Dennoch bescherten Jonathan Edvardsson, Justus Fischer und Renars Uscins ihren Teams sowie den Fans ein unvergessliches Turnier. Mit einer kleinen Verspätung landete der Flieger mit den beiden Silbermedaillengewinnern Justus Fischer und Renars Uscins heute Mittag am Flughafen Hannover-Langenhagen. Empfangen durch eine Delegation der RECKEN-Geschäftsstelle, Fans und zahlreichen Pressevertretern, strahlten die frischgebackenen Silbermedaillengewinner über beide Ohren. Auch mit vor Ort waren die Spielerpaten von Rundstedt und Die Reisebotschafter. Jonathan Edvardsson verbringt derzeit seinen wohlverdienten Urlaub in seiner schwedischen Heimat. Doch der Reihe nach…
Knappe Viertelfinalbegegnungen
Die deutsche Nationalmannschaft traf im Viertelfinale auf den Gastgeber Frankreich. Das Spiel entwickelte sich zu einem wahren Krimi. In der regulären Spielzeit lag das Team von Bundestrainer Alfreð Gíslason bis 14 Sekunden vor Spielende mit zwei Treffern zurück. Nachdem Deutschland zu diesem Zeitpunkt schon drei Siebenmeter verworfen hatte, übernahm einmal mehr der Hannoveraner Renars Uscins die Verantwortung und verwandelte den Siebenmeter gegen einen starken Vincent Gerard im französischen Tor. Es folgte umgehend eine Auszeit der französischen Nationalmannschaft. Bei 59:54 gespielten Minuten gaben die Unparteiischen aus Dänemark das Spiel wieder frei. Elohim Prandi spielt den Ball auf Dika Mem, dieser versucht den Ball zu einem Mitspieler zu passen, doch Julian Köster fing den Ball ab. Umgehend wird der Ball zu Renars Uscins weitergeleitet, dieser beförderte den Ball aus halblinker Position in das Tor der Franzosen – keine Sekunde später ertönt die Schlusssirene. Mit einem 29:29 starteten beide Mannschaften in die Verlängerung, die nicht weniger Spannung zu bieten hatte als die reguläre Spielzeit. Mit nur sieben Sekunden Restspielzeit war es der überragende Renars Uscins, der den entscheidenden Treffer zum 35:34-Sieg der Deutschen erzielte. Frankreich versucht direkt zu antworten, scheitert aber an David Späth. Was folgte war ein grenzenloser Jubel auf der deutschen Seite. Renars Uscins, der mit 14 Toren im Angriff kaum zu stoppen war, erklärte nach dem Spiel: „Ich weiß auch nicht, wie das passieren konnte, dass ich in so einen Flow gerate auf einmal.“
Einen Handballkrimi gab es auch im Viertelfinale der Schweden um Jonathan Edvardsson gegen die dänische Auswahl. Nachdem die favorisierten Dänen in der ersten Halbzeit zwischenzeitlich auf vier Tore davonzogen, kämpften sich die „Tre Kronor“ zurück ins Spiel und erreichten zur Halbzeit ein 16:16. Was folgte war eine zweite Hälfte auf Augenhöhe. Knapp eine Minute vor Spielende, bei einem Spielstand von 32:31 für Dänemark, trat der mehrmalige Welthandballer Mikkel Hansen zum Siebenmeter an und beförderte das Spielgerät gegen die Latte. Damit bot sich den Schweden die Chance, den möglicherweise letzten Angriff der Partie für einen Ausgleich zu nutzen. Doch im finalen Versuch scheiterten sie am dänischen Torhüter Emil Nielsen und konnten sich für ihre engagierte Leistung gegen den Olympiasieger von 2016 nicht belohnen. „Es war ein hartes Spiel gegen eine gute dänische Mannschaft“, bilanziert RECKE Jonathan Edvardsson und führt weiter aus: „am Ende waren es Kleinigkeiten, die über Sieg und Niederlage entschieden haben.“
Überragender Wolff im Halbfinale
Im Halbfinale des olympischen Turniers trafen Deutschlands Handballer erneut auf die spanische Auswahl, die sie in der Vorrunde mit 33:31 besiegt hatten. Das Halbfinalspiel verlief wechselhaft: Zunächst konnte sich das Team um Kapitän Johannes Golla einen Vorsprung erarbeiten, doch nach 15 Minuten glichen die Spanier zum 6:6 aus. Die deutsche Mannschaft zeigte jedoch ihre Stärke und setzte sich zeitweise mit vier Toren wieder ab. Zur Halbzeit konnten die Spanier den Spielstand allerdings wieder auf 12:12 ausgleichen. Auch in der zweiten Spielhälfte lief es zunächst nach Plan für die deutsche Nationalmannschaft. In der 48 Minute konnte Julian Köster nach Vorlage des RECKEN Renars Uscins auf 22:20 erhöhen. In den darauffolgenden zwei Minuten konnte der deutsche Angriff keine entscheidenden Akzente setzen, wodurch Spanien zehn Minuten vor Spielende erstmals in Führung ging (22:23). Dank der herausragenden Leistung von Torhüter Andreas Wolff, der 49% der Bälle parierte, war es Juri Knorr, der in der 57. Spielminute das entscheidende Tor zum 25:24-Sieg für die deutsche Auswahl erzielte. Bester Torschütze des deutschen Teams war erneut Renars Uscins mit sechs erzielten Treffern; alle sechs Treffer erzielte der RECKE in der zweiten Halbzeit. Dementsprechend gab es ein Sonderlob von Bundestrainer Alfreð Gíslason: „Juri Knorr und Renars Uscins waren am Ende überragend.“
Finalniederlage gegen starke Dänen
Nun ist der Traum von der olympischen Goldmedaille zum Greifen nah. Im zweiten Halbfinale setze sich die dänische Olympiaauswahl denkbar knapp mit 31:30 gegen Slowenien durch, sodass der Finalgegner von Renars Uscins, Justus Fischer und Co ausgerechnet Topfavorit Dänemark ist. Gegen den amtierenden Weltmeister konnten Deutschlands Spitzenhandballer lediglich beim Spielstand von 1:1 einmal im Spiel gleichziehen, sonst liefen sie konsequent einen Rückstand hinterher. Der Spielverlauf veranlasste Bundestrainer Alfreð Gíslason dazu zwei seiner drei Auszeiten bereits in der ersten Hälfte zu nehmen – leider ohne Erfolg. Zur Halbzeit stand es bereits 12:21 aus deutscher Sicht. Während die Dänen im Finale nahezu alles richtig machten, kämpfte die deutsche Nationalmannschaft mit ungewöhnlichen Fehlern und Abstimmungsproblemen. Die zweite Halbzeit zeigte ein ähnliches Bild wie die erste, wenn auch nicht ganz so deutlich. Schließlich sicherte sich Dänemark mit einem verdienten 39:26-Sieg olympisches Gold.
Trotz der Niederlage im Finale zeigte Deutschland ein herausragendes Turnier. Die RECKEN-Spieler Jonathan Edvardsson, Justus Fischer und Renars Uscins sammelten wertvolle Erfahrungen, die ihnen ein Leben lang in Erinnerung bleiben werden. Renars Uscins belegte mit 52 erzielten Toren den vierten Platz unter den besten Torschützen des Turniers und wurde zudem als bester Rückraum-Rechter in das All-Star-Team gewählt.