Die RECKEN zeigten beim aktuellen Tabellenführer über weite Strecken eine ordentliche Leistung und gestalteten insbesondere die erste Halbzeit offen. Zwischenzeitlich lag das Team aus der niedersächsischen Landeshauptstadt sogar in Führung, musste jedoch mit einem knappen und durchaus ärgerlichen 15:17-Rückstand in die Pause gehen. Nach dem Seitenwechsel erhöhte der Champions-League-Viertelfinalist spürbar den Druck und stellte seine individuelle Klasse unter Beweis. Am Ende mussten sich Marius Steinhauser und seine Mannschaft in der ausverkauften Max-Schmeling-Halle vor 9.000 Zuschauern mit 33:37 geschlagen geben. Unter den Anwesenden befanden sich auch zahlreiche RECKEN-Fans, die eigens mit einem Fanbus in die Landeshauptstadt angereist waren, um ihre Mannschaft zu unterstützen.
Die erste Halbzeit begann ganz nach dem Geschmack der Gäste aus Niedersachsen: Bereits nach etwas mehr als dreieinhalb Minuten brachte Renars Uscins die TSV Hannover-Burgdorf mit seinem Treffer zum 4:2 früh in Führung. Doch kurz darauf folgte der erste Bruch im Spiel der Hannoveraner. Nach einer Zwei-Minuten-Strafe gegen Marian Michalczik nutzten die Füchse Berlin die Überzahl konsequent und drehten das Spiel zunächst auf 4:5. Nur wenig später, nach 6:27 Minuten, erhöhte Mijajlo Marsenic die Führung der Gastgeber auf 4:6 aus Hannoveraner-Sicht. Die RECKEN ließen sich von diesem 0:4-Lauf jedoch nicht aus der Ruhe bringen. Dank einer starken Defensivleistung um Torhüter Joel Birlehm und einer schwachen Chancenverwertung der Berliner kämpften sie sich zurück. Ein Ballgewinn von Uscins führte zur erneuten Führung– er erzielte mit seinem zweiten Treffer das 7:6 nach etwas mehr als zehn Minuten. Insgesamt war Uscins mit acht Treffern der erfolgreichste Torschütze der Gäste an diesem Nachmittag. Das 8:6 durch Vlad Kulesh kurz vor der 15-Minuten-Marke veranlasste Füchse-Trainer Jaron Siewert zur ersten Auszeit, die jedoch zunächst ohne Wirkung blieb: Marsenic traf lediglich den Pfosten im darauffolgenden Angriff. Auf der Gegenseite vergab Marius Steinhauser bereits seinen zweiten Siebenmeter, was die Berliner in der Folge ausnutzten: Lasse Andersson (zweifach) und Mathias Gidsel sorgten für die erneute Führung beim 8:9. Grund genug für RECKEN-Trainer Christian Prokop, seinerseits eine Auszeit zu nehmen. Diese zeigte Wirkung: Thomas Solstad und erneut Uscins stellten jeweils den Ausgleich zum 9:9 und 10:10 her. Knapp sieben Minuten vor dem Ende der ersten Hälfte wurde Vincent Büchner mit einer Zeitstrafe belegt – die Berliner nutzten das Überzahlspiel effizient und setzten sich beim 14:10 durch Matthes Langhoff erstmals mit vier Toren ab. Doch die Moral der RECKEN war ungebrochen: Prokop stellte auf den siebten Feldspieler um, was sich auszahlen sollte. Justus Fischer, der eine perfekte Wurfquote vorweisen konnte, verkürzte auf 13:15. Acht Sekunden vor der Pause gelang Steinhauser sogar der Anschlusstreffer zum 15:16. Umso ärgerlicher war es, dass erneut Langhoff mit dem Pausenpfiff den 15:17-Halbzeitrückstand herstellen konnte.
Zu Beginn der zweiten Halbzeit sorgten die beiden Kreisläufer der RECKEN, Fischer und Solstad, mit ihren Treffern zum 16:17 und 17:18 dafür, dass ihre Mannschaft weiterhin in Schlagdistanz blieb. Anschließend gelang es den Füchsen Berlin, ihre Führung schrittweise auszubauen – über 17:20, 18:21, 19:22 bis hin zum 20:23. Insbesondere Marsenic zeigte sich in dieser Phase treffsicher und erzielte drei wichtige Tore für die Hauptstädter. Nach 39:11 Minuten war es erneut Fischer, der per Wurf ins verwaiste Berliner Tor den 22:23-Anschlusstreffer erzielte. Zuvor hatte Max Darj auf Seiten der Füchse seine zweite Zeitstrafe erhalten, weshalb die Berliner ihren Torhüter rausnahmen, um im Angriff auf Gleichzahl zu stellen. In der Folge konnte sich der mittlerweile eingewechselte Simon Gade mit einer wichtigen Parade auszeichnen und bot seinem Team damit die Chance auf den ersten Ausgleich seit dem 10:10. Trainer Christian Prokop reagierte umgehend und nahm seine zweite Auszeit, um sein Team auf den potenziellen Ausgleich optimal vorzubereiten. Doch Füchse-Keeper Dejan Milosavljev verhinderte diesen mit einer Parade gegen Kulesh. Beim zwischenzeitlichen 23:24 war es erneut Fischer, der nach 41:54 Minuten den letzten Anschlusstreffer für die Niedersachsen erzielte. In der Folge zwang die Berliner Abwehr den Angriff der RECKEN wiederholt ins Zeitpiel, sodass Milosavljev mehrere Notwürfe entschärfen konnte. Er steigerte sich im Verlauf der Partie weiter und kam am Ende auf eine Quote von 25 % gehaltener Bälle – deutlich über den Werten der beiden Torhüter aus Hannover, die jeweils bei lediglich 16 % lagen. Nach rund 43 Minuten war es dann Welthandballer Gidsel, der mit seinem Treffer zum 23:26 erneut für eine Drei-Tore-Führung der Berliner sorgte. Zehn Minuten vor Spielende stellte der junge Füchse-Akteur Jan Grüner mit dem 26:30 sogar eine Vier-Tore-Differenz her. Den letzten Drei-Tore-Anschluss erzielte Marian Michalczik beim 29:32, ehe das Spiel drohte, eine deutlichere Wendung zu nehmen. Gidsels Treffer zum 29:36 bedeutete schließlich die höchste Führung der Partie (56:43 Minute). Die RECKEN gaben sich jedoch nicht geschlagen und kämpften sich bis zum Schlusspfiff noch einmal auf ein respektables 33:37 heran.
„Glückwunsch zu den zwei verdienten Punkten und zu dieser tollen Kulisse. Wir kommen gut in die Partie, gerade in der Abwehr mit Justus Fischer, der sehr gute Akzente setzt, und gehen in Führung. Nachdem unser Spielmacher Marian Michalczik aussetzen muss, kippt das Spiel mit einem 4:0-Lauf. Trotzdem war es natürlich unser Anliegen, so lange wie möglich hier richtig Druck zu machen, dranzubleiben und die Köpfe oben zu lassen. Das schaffen wir über 40 Minuten. Darauf kann man sicherlich sehr gut aufbauen, aber man muss natürlich auch ehrlich sagen, dass wir in der zweiten Halbzeit der Schnelligkeit und vor allen Dingen der Passgeschwindigkeit Tribut zollen müssen und nicht mehr diese Festigkeit in der Abwehr hinkriegen. Und dann brauchen wir schon eine deutlich stärkere Torwartleistung, um die Füchse hier noch mal mehr in Bedrängnis zu bringen. Wir hatten ein paar Mal die Chance, wir waren ein paar Mal auf ein Tor dran, machen aber den Ausgleich oder den Anschluss nicht – und dann fällt es am Ende ein bisschen höher aus, als wir uns das gewünscht hätten. Aber über weite Strecken müssen wir einfach schauen, dass wir in Zukunft die Breite unseres Kaders noch qualitativer, noch hochwertiger hinkriegen. Dann werden wir uns künftig noch enger mit diesen Spitzenteams messen können“, so Christian Prokop auf der anschließenden Pressekonferenz.
DIE RECKEN: Simon Gade, Joel Birlehm, Vilhelm Poulsen (1), Renars Uscins (8), Marius Steinhauser (5), Marian Michalczik, Uladzislau Kulesh (2), Tilen Strmljan, Lukas Stutzke (1), Martin Hanne (2), Thomas Solstad (2), Justus Fischer (7), Hannes Feise (3), Daniel Weber, Koray Ayar, Vincent Büchner (2)
Am Freitag, den 25. April, wartet die nächste Herausforderung auf die Mannschaft aus der niedersächsischen Landeshauptstadt: In der RECKEN-Festung empfängt das Team um 20:00 Uhr den TBV Lemgo Lippe zum Heimspiel in der Daikin Handball-Bundesliga. Einzelne Restkarten sowie Dauerkarten für die kommende Saison sind über den Online-Ticketshop verfügbar.